Sicher nicht. Was macht ein Therapeut? Zunächst einmal suchen ihn Menschen auf – egal, ob Erwachsener, Kind oder Jugendlicher – , deren Leben durch eine psychische oder seelische Problematik massiv beeinträchtigt ist.

Jeder Therapeut arbeitet auf dem Hintergrund seines Wissens um die Psyche eines Menschen. Er kennt gesunde bzw. normale psychische, seelische und reale Entwicklungszustände sowie Entwicklungsprozesse.

Die Aufgabe des Therapeuten ist es, sein Gegenüber zu unterstützen auf dem Weg hin zu psychischer Stabilisierung bzw. Gesundung.

Das ist eindeutig nicht die Aufgabe der Personalabteilung, eines Abteilungs- bzw. Teamleiters. Aber ein Ausschnitt aus dem Tätigkeitsfeld eines Therapeuten ist sinnvoll für den Umgang mit Mitarbeitern, deren Führung und Entwicklung: das Wissen um die Persönlichkeitsstruktur von Mitarbeitern und zwar in bezug auf die Ausfüllung ihres jeweiligen Arbeitsplatzes. Was gehört zur berufsbezogenen Persönlichkeitsstruktur: das Selbst-Verständnis, das Maß der Beziehungsfähigkeit, Motivation, Verantwortungsfähigkeit, Resilienz, Gefühlsleben einschl. Empfindsamkeiten, beziehungsweise Ängste, Wünsche und Ziele.

Aufgrund der Lebensgeschichte und augenblicklichen Lebens- und Arbeitssituation ist die Persönlichkeitsstruktur eines jeden Menschen sehr individuell.

Hat ein Mitarbeiter eine stabile Persönlichkeitsstruktur, ist es ihm möglich, sich an Arbeitsplatz-Bedingungen anzupassen, kontinuierlich gute Leistungen erbringen und auch massiven Stress auszuhalten und zu bewältigen. Verfügt ein Mitarbeiter aufgrund seiner Lebensgeschichte und eventuell schon längerandauerndem hohem Stress (der auch privat bedingt sein kann) über keine ausreichend stabile Persönlichkeitsstruktur, kommt es zu schlechteren Arbeitsergebnissen, zu Fehlzeiten, unter Umständen auch zu Erkrankungen.

Meine These: die Führung von Mitarbeitern und Maßnahmen der Personalentwicklung sind zielführender, wenn sie passgenau auf den einzelnen Mitarbeiter zugeschnitten ist.

Es ist klar, dass betriebliches seriöses Wissen um Persönlichkeitsstrukturen von Mitarbeitern eindeutig für betriebliche Zwecke geschaffen und verwertet wird bzw. werden soll. Jedoch ist die Arbeit mit diesem Instrumentarium bei wertschätzender Handhabung auch für den Mitarbeiter hilfreich. Er kann Informationen über sich selbst erhalten, sich selbst besser einschätzen lernen, er fühlt sich eventuell motivierter und kann selbst aktiver an der Gestaltung seiner Arbeitssituation teilhaben und sich in seiner eigenen Persönlichkeit weiterentwickeln.

Aus ethisch-moralischer Sicht gilt es dabei, den Schutz des Mitarbeiters zu beachten, d. h. Grenzen der Arbeitens mit derartigem Wissen zu setzen und strikt einzuhalten.